Dinge, die gut an der Quarantäne sind

Die Psychologie sagt, wie wir mit einer schwierigen und bedrohlichen Situation umgehen, hängt stark von unserer Denkweise ab; die Schwere der Folgen ergeben sich vor allem aus dem, wie wir das Ereignis beurteilen. Klar ist: eine positive Einstellung reduziert negative Auswirkungen. Deshalb denke ich jeden Tag an etwas, das gut in meinem Quarantäne-Leben ist. Folgendes hat sich bisher ergeben (mein erster Tag war Samstag, der 14. März):

Tag 1: Ich kann bis 10 Uhr im Bett bleiben.
Tag 2: Ich kann endlich ein Buch über eine Pandemie lesen und denken: Oh, so schlimm ist das in der realen Welt nicht.
Tag 3: Ich stehe nicht unter dem Druck, irgendwo zu sein, ich habe keine Termine.
Tag 4: Keiner kann mehr die Lüge „Ich bin nicht zu Hause“ benutzen.
Tag 5: In China hat sich die Luftverschmutzung, seit die Leute zu Hause bleiben müssen, erheblich reduziert. Dasselbe wird auch hier passieren.
Tag 6: Ich kontaktiere und kommuniziere mit Freunden und Familienmitgliedern, mit denen ich seit Jahren kaum Kontakt mehr hatte.
Tag 7: Es gibt eine große Welle der Solidarität in der Gesellschaft.
Tag 8: Ich lerne Nachbarn kennen, mit denen ich vorher nur ein „Hallo“ ausgetauscht habe.
Tag 9: Ich kann auf meine Ernährung achten und haben Zeit, wirklich gute Mahlzeiten zu kochen
Tag 10: Ich habe eine sehr glückliche Katze, die es genießt, mich die ganze Zeit zu Hause zu haben.
Tag 11: Ich finde endlich Zeit für all die kreativen Projekte, für die ich vorher nie Zeit gefunden habe.
Tag 12: Für eine Weile muss ich meine Beine nicht mehr rasieren. Ich gehe kaum aus, und mein Freund muss die Quarantäne in seinem 20 km entferntem Haus verbringen.
Tag 13: Ich denke immer wieder, weil mein Freund 20 km entfernt in Quarantäne ist, wird der Sex am Ende der Quarantäne schlichtweg sensationell sein.
Tag 14: Ich lerne jeden Tag eine neue Fähigkeit, Dinge, die eines Tages mein Überleben sichern könnten.
Tag 15: Endlich kann ich wieder Gitarre üben und habe ein Publikum (meine eingeschlossenen Nachbarn), das nicht weglaufen kann.
Tag 16: Jeder Tag fühlt sich jetzt wie Sonntag an. Es gibt kaum Verkehr, und ich kann mitten in der Stadt Vögel singen hören.
Tag 17: Ich habe herausgefunden, wie wenig Kleidung ich tatsächlich brauche (ja, ich ziehe immer noch meinen Pyjama aus und Straßenkleidung zum Einkaufen an.)
Tag 18: Es regnet wieder und es ist kalt. Ich muss das Haus nicht verlassen, um zur Arbeit zu gehen. Und ja, ich bin sehr glücklich, noch Arbeit zu haben.
Tag 19: Ich lerne, wie ich mir mit einem Tennisball eine Rückenmassage selbst geben kann, da weder mein Freund noch meine Physiotherapeutin zur Zeit Hausbesuche machen.
Tag 20: Zum ersten Mal bin ich mit einer selbstgenähten Maske auf die Straße gegangen. Ich könnte, wenn ich wollte, falls mich jemand ärgert, frech die Zunge rausstrecken. Der Gedanke bringt mich zum Lachen. Ich hatte noch nie das Bedürfnis, jemanden die Zunge zu zeigen.
Tag 21: Es heißt, wir könnten noch 4 Wochen so verbringen, ich denke, ich sollte anfangen, in Wochen zu zählen und nicht mehr in Tagen. Also drei Wochen: Ich kann immer noch bis 10 Uhr im Bett bleiben. Allerdings ist es besser, wenn ich jetzt damit aufhöre.

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